Mittwoch, 12. Juni 2019

CSD-Gebet in Aschaffenburg

"qWEer are Family": Queere Interreligiösität in Aschaffenburg


Vom 28. bis 30. Mai 2019 durfte ich anlässlich des Interreligiösen CSD-Gebets in Aschaffenburg sein. Das war zwar zunächst eine zwar leicht beschwerliche Reise, doch einmal in Franken angekommen war mein Besuch ein wunderbares Erlebnis. Ich hatte Gelegenheit, ein Bittgebet zu einer Iftar-Veranstaltung von "Aschaffenburg is(s)t bunt" sprechen zu dürfen und danach gemeinsam mit allen das Fasten brechen zu können, rezierte den muslimischen Gebetsruf (Adhan) und drei Suren während des CSD-Gebets im Martinushaus sowie trug dort auch eine Predigt vor.

Wir sind eine (!) Familie


Kernthema des CSD-Gebets (wie auch des CSDs selbst) war "Familie" ... entsprechend hatte ich einige Gedanken zu diesem Begriff unter islamischer und queerer Betrachtung zusammengestellt. Sogar einige Details aus dem Leben unseres Propheten Mohammed (Fsai) waren Bestandteil des Vortrags.

Gern möchte ich die Gelegenheit nutzen und mit Euch allen meine Notizen zur Predigt teilen. Auf den Bildern unten seht Ihr meine Stichpunkte.

Ich bin sehr sehr dankbar für diese wunderbare Gelegenheit, den Islam bei dieser queeren und interreligiösen Veranstaltung vertreten zu dürfen ... und möchte es nicht versäumen, mich explizit bei Patrick zu bedanken, ohne den meine Teilnahme und Unterbringung an diesen Tagen nicht möglich gewesen wären. Danke !

Bei Fragen, Rückmeldungen und Wünschen stehe ich jederzeit gerne zur Verfügung - auch per E-Mail unter awhan(.)berlin(@)yahoo(.)com





[Bildnachweis: Alle Fotos (c) Christian Awhan Hermann ]

Dienstag, 11. Juni 2019

Frieden, Liebe, Barmherzigkeit

Was genau macht den Islam so friedlich und voller Liebe?


In einer Facebookgruppe fragte heute ein Muslim die Frage: "Was genau macht den Islam so friedlich und voller Liebe?". Sofort kam mir ein Gedanke, den ich als Kommentar darunter schreiben wollte ... aber da war das Posting bereits wieder gelöscht. Die Frage und mein Gedanke dazu haben mich aber so sehr beschäftigt, dass ich sie gerne hier in meinem Blog teilen wollte.

Ist der Islam friedlich und voller Liebe?


Diese "Gegenfrage" mag sich für den Einen oder die Andere vermutlich stellen. Für die "islamkritischen" Menschen vermutlich, die "den Islam" pauschalisiert als "gewalttätige, homophobe und frauenfeindliche Ideologie" verallgemeinern. Für solche Leute ist "der Islam" die diffuse Gesamtheit aus allem "Islamischem": Schriften, Überlieferungen, Historie, Länder, Politik, Muslim*innen sowie all deren Handlungen. Solche Leute betreiben gern auch Sippenhaft (oft mit den verweis auf den "IS"), d.h. wenn ein*e Muslim*in irgendwann einmal etwas Falsches getan hat, sind alle Muslim*innen böse.

Aus meiner Sicht ist "der Islam" aber die Hingabe an Gott, das "Sich-in-Gott-ergeben", das "Gott-annehmen" und das Bekenntnis zu der Einen Göttliche Kraft, die wir Muslim*innen als Allah bezeichnen. Das Islamverständnis der Islamkritiker*innenzw. ist ein anderes als das der Muslim*innen.

Und ja, "mein Islam" ist friedlich und voller Liebe. Krieg und Gewalt und Hass haben in meinem Islamverständnis keinen Platz. Daher ist, aus meiner Sicht (und aus der Sicht der überwiegenden Mehrzeit der Muslim*innen, so wage ich es zu behaupten), der Islam friedlich und voller Liebe.

Die Antwort auf die Frage


Was macht nun den Islam so friedlich und voller Liebe? Mein Gedanke war sofort: Die Selbstverpflichtung Gottes zur Barmherzigkeit.

Überall im Koran (und nicht nur dort - auch in allen anderen abrahmitischen Schriften) betont Allah die ihm/ihr eigene Barmherzigkeit. Der Bund, den man* als Mensch mit Gott schließt beruht auf dem Austausch "Hingabe" / "Barmherzigkeit". Das wird immer wieder betont, immer wieder erwähnt.

Spannend in diesem Zusammenhang, finde ich: Die Barmherzigkeit ist nicht an Sündlosigkeit geknüpft. Die "Hölle" als (Bild für) Strafe für Sünden erscheint mir unter diesem Aspekt also ein bisschen mehr überdenkenswert.

Wie denkt Ihr darüber? Was macht den Islam so friedlich und voller Liebe?



[Bildnachweis: https://pixabay.com/de/photos/steine-balance-harmonie-inspiration-3364324/ ]

Mittwoch, 13. Februar 2019

Anfeindungen

Wer mobbt eigentlich wen im "Themenfeld Islam" ???


Seit über eineinhalb Jahren stehe ich als schwuler Muslim in der Öffentlichkeit, seit August 2018 auch als Imam. In dieser Zeit habe ich eine Menge Anfeindungen erleben dürfen, fast täglich beobachte ich und erfahre ich von Mobbing, Hetze und auch Straftatbeständen - sowohl gegen mich als auch gegen andere Muslim*innen. Gemeinsam mit einem guten Dutzend Mitstreiter*innen trage ich daher den Verein KALIMA mit, der sich gegen die Diskriminierung und Marginalisierung von Muslim*innen (speziell LGBTIQ*-Personen und Frauen) einsetzt. Aber kommen diese auch immer von innerhalb der muslimischen Community? In meinem heutigen Blogbeitrag möchte ich ein paar Einblicke geben, was ich speziell in den letzten Monaten beobachtete.

Homophobe und trans*phobe Ausgrenzung


Fürwahr, es ist so: Lesbische, schwule, bi- und trans*- und intersexuelle Personen sowie queere Menschen werden innerhalb der muslimischen Community diskriminiert, ausgegrenzt, angefeindet und marginalisiert. Dabei sind Kennzeichen dieses Mobbings zum Einen das Unsichtbar-Machen von LGBTIQ*-Muslim*innen (gängige Aussagen sind: "Die gibt es im Islam nicht" oder "Darüber reden wir nicht, schon darüber Sprechen ist haram"), zum Anderen die offene Etikettierung queerer Gottergebener ("Du bist kein*e Muslim*in" oder "Du kannst nicht beides sein" oder "Du gehörst nicht zu uns" oder "Du bist ein*e Sünder*in"). Hinzukommen psychischer Druck (gerade aus der eigenen Familie, teilweise in Zwangsverheiratung und/oder Depression mündend) und soziale Ächtung (in Moscheen, Peer-Groups/Freundeskreis, Facebook/Soziale Medien, Familien).

Und ja, ich werde nicht nur mit Samthandschuhen angefasst von anderen Muslim*innen - speziell in den sozialen Medien weht mir mitunter ziemlicher Gegenwind um die Nase. Interessant aber ist, dass ich seit ich öffentlich bin mit meiner Identität als schwuler Muslim, ich im Verhältnis ziemlich wenig von muslimischer Seite gezielt attackiert werde ... die meisten Ausgrenzungen erlebe ich als Spontanreaktionen auf Postings oder Kommentare von mir. Eine geplante und systematische Anfeindung von Muslim*innen erlebe ich nicht wirklich umfangreich.

Nicht-Muslimische Ausgrenzung


Ganz anders ist dies aber von Seiten stark atheistischer oder orthodox christlicher oder extrem rechtsnationaler Leute: Die Anzahl der Beledigungen, Beschimpfungen, persönlichen verbalen Attacken und rassistischen Kommentare mir gegenüber ist deutlich höher als aus "dem Islam". Gängige Argumentketten sind "Wie kann man* denn als Homosexueller sich dem eigenen Schlächter ausliefern" (wie der schwule AfD-ler David Berger in seinem Blog titelte) oder primär massiv islamfeindliche PSeudo-Begründungen, warum sich ein Wutbürger in meine Richtung muslimfeindlich äußern muss.

Ich schätze den Anteil des innermuslimischen Mobbings mir gegenüber nur auf ca. 10, maximal auf 15% - alles andere (gerade auf Facebook) sind vor allem Radikalatheisten und Nazis. Die tummeln sich auch üppig genau dort, wo ich versuche, für Vermittlung und Aufklärung zu sorgen im virtuellen Raum ... diese Leute wissen genau, wo sie sich Opfer für ihre Hetze und Propaganda suchen können.

Mehr als nur Homophobie und Trans*phobie


Viele andere Muslim*innen (egal welcher geschlechtlichen oder sexuellen Identität) bestätigen meine Erlebnisse: Die Masse an Anfeindung Muslim*innen gegenüber findet nicht innerhalb der muslimischen Community statt, sondern von außen. Es wird gemobbt, beschimpft, geschlagen, gespuckt, herabgewürdigt und ausgegrenzt.

Damit sitzen alle Muslim*innen im gleichen Mobbingboot, wir alle sind Zielscheibe islam- und muslimfeindlicher Anfeindung, von Rassismus und Religionsfeindlichkeit. Genau das macht uns eigentlich total gleich, sollte uns verbinden und klar machen, dass es sinnlos ist, innerhalb der eigenen Religion, innerhalb der islamischen Gemeinschaft sich gegenseitig und speziell ausgesuchten Gruppen (LGBTIQ*-Personen und Frauen) zusätzlich das Leben noch schwerer zu machen.

Verbindungen schaffen, Geduld aufbringen


Deshalb ist mein Vorgehen nicht auf Konfrontation ausgelegt. Es gibt keinen Grund, meinen muslimischen Geschwistern übermässig Vorwürfe für ihr innerislamisches Diskriminierungsverhalten und ihre Ausgrenzung von bestimmte muslimischen Personengruppen zu machen. Gerade als Imam, als (eines unter vielen) Vorbild(ern) für die Muslim*innen, sehe ich es als falsch an, Diskriminierung (Ausgrenzung) mit Gegendiskriminierung (Blame & Shame) zu vergelten.

Ich empfinde es als hilfreicher, geduldig einfach erst einmal Ansprechpartner für alle Themen der Religion und zusätzliche bestimmte Themen, die oft nicht behandelt werden, zu sein. Welchen Sinn sollte es haben, wenn ich in einer ohnehin schwierigen Situation noch mehr Druck aufbaue?

Ich bin sicher, dass wir Schritt für Schritt uns intern besser verbinden können, um dann auch nach außen hin uns besser gegen rassistische, religionsfeindliche, volksverhetzerische und islamfeindliche Angriffe wehren zu können. Möge Allah uns hierbei unterstützen und unsere Geduld miteinander stärken.



[Bildnachweis: https://pixabay.com/de/schl%C3%A4ger-angriff-aggression-mobbing-655660/ ]

Donnerstag, 3. Januar 2019

KALIMA: Sammeln und Bewegen

Der Verein KALIMA startet seine eigene "Sammlungsbewegung"


Das Jahr 2019 startet spannend: Der neu gegründete Verein KALIMA, der diskriminierte Muslim*innen vertritt und unterstützt, startet seine eigene kleine "Sammlungsbewegung" ... und will somit sammeln und bewegen.

Die Grundlagen nutzen


Nach der KALIMA-Gründung am 10. Dezember 2018 ist die Basis bereitet für Muslim*innen, in einem diskriminierungsfreien und für alle Menschen ainklusiv ausgerichteten Rahmen ihre Religion praktizieren zu können. Speziell LGBTIQ*-Muslim*innen können in dieser Form erstmals in Deutschland einen muslimischen Verein als Grundlage für eine freie Religionsausübung und -pflege nutzen. Der Grundstein ist gelegt, das Fundament ist bereitet, jetzt möchte KALIMA möglichst bald Richtfest feiern - dazu möchte ich Euch alle da draußen herzlich einladen, an diesem "Hausbau" teilzuhaben. Lasst uns gemeinsam diesen Verein größer werden, ausbauen und mit Leben erfüllen!

Mit KALIMA haben alle Muslim*innen mit Diskriminierungserfahrungen eine Heimat, die sie mitgestalten können und in der sie zur Ruhe und zu Allah kommen können, ohne dass sie ausgegrenzt oder bedroht oder unter Druck gesetzt werden. Die Anerkennung aller geschlechtlichen und sexuellen Identitäten von Muslim*innen eröffnet dabei alle Möglichkeiten muslimischer Religionspraxis für alle Menschen.

Sammeln


Ab sofort ist es möglich, bei KALIMA als Mitglied in den Verein einzutreten. Ob als reguläres Mitglied, mit einer Fördermitgliedschaft (die den Verein durch einen erhöhten Beitrag unterstützt) oder als korporiertes Mitglied (für andere Organisationen und Vereine), KALIMA steht bundesweit Muslim*innen aus allen Strömungen und Erfahrungen offen.

Der Vereinseintritt ist unkompliziert: Aufnahmeantrag und Satzung anfordern oder via facebook herunterladen, Antrag ausfüllen und als Foto per E-Mail einsenden, und kurze Zeit später gibt es Rückmeldung vom Vorstand. Der Mitgliedsbeitrag ist mit 5 Euro pro Monat (60 Euro im Jahr) denkbar gering und auch die Aufnahmegebühr ist mit 5 Euro einmalig preiswert gehalten.

Bewegen


KALIMA ist die einmalige Chance, diskrimnierten Muslim*innen Stimme und Vertretung zu verleihen innerhalb der muslischen Community. Der Verein kann Großes bewirken und Bewegung in viele völlig festgefahrene Themen im deutschen Diskurs (wie zum Beispiel "Homosexualität / LGBTIQ*-Sein im Islam", "Frauenrechte und -gleichstellung im Islam" oder die "Kopftuch-Frage") bringen. Das ist natürlich nur möglich, wenn genug Personen sich "in Bewegung setzen", um Veränderung tatsächlich stattfinden zu lassen.

Daher möchte ich dringend an alle, die diese Zeilen lesen, appellieren: Helft mit oder unterstützt uns, damit sich etwas bewegt! Weder Muslim*innen noch die deutsche Mehrheitsgesellschaft kann erwarten, dass Wunder und Entwicklungen im Mainstream-Islam einfach so passieren. Wir müssen uns bewegen, damit wir etwas bewegen können!

Vertraulichkeit


Viele Muslim*innen haben Angst vor ihren Familien oder Bekannten, vor Bedrohungen oder Verlusten, wenn sie öffentlich mit ihrer Identität oder ihren Gedanken umgehen. KALIMA sichert völlig Vertraulichkeit zu - Ihr könnt an KALIMA "anonym/isiert" teilhaben, Ihr könnt unerkannt Mitglied sein. Dafür stehen wir, dafür sorgen wir.

Schlussbemerkung


Wir haben mit KALIMA eine Menge vor. Das wird nur klappen, wenn wir alle mitanpacken. Für jede*n an Veränderung Interessierte*n bietet sich die Gelegenheit, wirklich etwas zu bewegen. Wer diese Chance nicht nutzt, vergibt eine wirkliche Chance auf Bewegung. Lasst uns gemeinsam aufstehen und für uns eintreten. Lasst uns Dinge in Bewegung bringen. Let's move !



[Bildnachweis: KALIMA-Logo (c) Christian Awhan Hermann ]

Sonntag, 30. Dezember 2018

Jahresrückblick 2018

Mein persönlicher Jahresrückblick auf 2018


Das Jahr 2018 war für mich ein ebenso aufregendes wie anstrengendes Kalenderjahr mit vielen Veränderungen und auch Rückschlägen. Ich möchte ein paar Blicke zurück auf die vergangenen zwölf Monate werfen und gerne mit Euch teilen.

Januar bis März:
> Mia, Studium und eine einschneidende Trennung


Eine große private Änderung Anfang des Jahres betraf mich eher indirekt: Meine Kätzin Mia, inzwischen 16 Jahre alt, hatten den Tod ihres Bruders sehr schwer genommen. In den ersten Monaten 2018 hatte sie jedoch ihre tiefe Traurigkeit hinter sich lassen können und wieder unbeschwerter durchs Leben tigern können. Großen Anteil hatte da sicherlich auch irgendwie die junge Tiffy, ein Katzenteenager, der im Jahr davor zu uns gekommen war und unser Leben mitunter durchaus gut durcheinanderwirbelte.

Nach einem sehr inspirierendem Dezember-Workshop in Marseille war das erste Quartal 2018 von intensivem Studium geprägt, das natürlich das ganze Jahr hindurch ein wichtiger Faktor "im Hintergrund" war, im den ersten Monaten aber durchaus stark von grundlegenden Themen geprägt war.

Im März 2018 kam es zum Bruch mit der Ibn Rushd-Goethe Moschee. Ich wurde als Gemeindekoordinator entlassen und verließ die Gemeinde. Der Verlust von wichtigen Bezugspersonen und auch Freund*innen sowie diverse grundlegenden Details der Trennung waren durchaus ein heftiger Schlag für mich und hallten über einige Monate in mir nach. Die nachfolgende Zeit war für mich wie auch für einige andere Leute um mich herum nicht einfach.

April bis Juni:
> Besinnung, Schmerz und neue Verbindungen


Das zweite Quartal war für mich stark von der Verarbeitung des Bruches im März geprägt. Da war viel Schmerz und Verletzung, in gewissem Sinne auch eine Art Entwurzelung in mir. Ich bemühte mich, auf mein grundlegendes Verhältnis mit Allah zu besinnen und fand mich bestätigt in meiner persönlichen Beziehung zu Gott, wofür ich sehr dankbar war und bin.

In dieser Zeit begann ich aber auch, "über den Tellerrand hinaus" neue Kontakte zu knüpfen. Ich nahm Kontakt zu verschiedenen Imamen in Berlin auf, führte spannende und zugewandte Gespräche, tauschte mich mit vielen Leuten auf eine sehr angenehme Weise aus. So schmerzhaft die Trennung mit der Moschee war, so eröffnete sie mir doch neue Möglichkeiten und Freiheiten.

Juli bis September:
> CSD-Gottesdienst, Imam-Status und Lehrtätigkeit


Im Juli nahm ich am interreligiösen Gottesdienst am Tag vor dem CSD / Pride Parade teil: Ich rezitierte aus dem Qur'an und trug gemeinsam mit christlichen und jüdischen Vertreter*innen die "Licht-Fürbitten" vor. Diese Veranstaltung war sicherlich einer der wichtigsten und berührendsten Ereignisse des Jahres für mich.

Im August fand - unter meiner Koordination - ein Workshopwochenende in Marseille statt. Während der Tage in Frankreich wurde der Gruppe und mir klar, dass ich de facto bereits die grundlegenden Aufgaben eines Imams übernommen hatte. Ich akzeptierte die "Fremdetikettierung" und nahm den Imam-Titel an. Dabei war mir die Außenwirkung dessen natürlich auch bewusst und ich beschäftige mich selbstverständlich beständig mit der Wahrnehmung durch die Menschen.

Im September begann ich, andere Muslim*innen durch Lehrtätigkeit in ihrer Entwicklung zu unterstützen - eine Aufgabe, die ich als wichtigen Teil meines Wirkens als Imam betrachte und der ich fortan kontinuierlich nachkommen würde.

Oktober bis Dezember:
> Rugby, Umbau, KALIMA und Bedrohung


Ich bin dankbar, dass ich im dritten Quartal des Jahres ein neues Berliner Rugbyteam finden durfte, das ich fortan als Coach mit unterstützen kann. Als Trainer für die zweite Mannschaft und als Support-Coach lernte ich dufte Leute kennen und finde ich natürlich auch einen gewissen sportlichen Ausgleich.

Seit November baue ich in meiner Wohnung um. So banal das klingt, für mich ist das eine wichtige Sache: Meine Wohnung ist ein wichtiger Anker für mich und meine Katzen, die Umbauaktivitäten bedeuten daher für mich und uns sehr viel. Immerhin: Zuhause studiere ich den Islam, zuhause trinke ich mit Freund*innen Tee und habe Spieleabende, zuhause kann ich mich von den Aufregungen des Tages erholen und Kraft tanken.

Die Gründung von KALIMA - einem Verein zur Unterstützung und Vertretung von diskriminierten Personen innerhalb der muslimsichen Community, speziell LGBTIQ*-Muslim*innen - am 10. Dezember 2018 war im Sicherheit einer wichtigen Momente des Jahres für mich. Zusammen mit einigen anderen Leuten gründeten wir etwas, was es bislang in Deutschland nicht gegeben hatte ... und das in der Zukunft viel bewegen soll.

Während ich mich in den folgenden Wochen vor allem um die organisatorischen Auswirkungen der KALIMA-Gründung und natürlich um Presseanfragen kümmerte, motivierte vermutlich die zusätzliche Aufmerksamkeit eine Person, mir eine Gewaltdrohung zu senden. Ich erwähne dies deshalb so explizit, weil es ist die erste Gewaltandrohung gegen meine Person bisher. Seit eineinhalb Jahren bin ich öffentlich mit meinem Schwul-und-Muslim-Sein, aber erst jetzt gab es die erste Drohung. Natürlich reagierte ich konsequent: Das LKA ist eingeschaltet, der Staatsschutz ermittelt und man* muss sich um meine Sicherheit keine Sorgen machen. Trotzdem prägte dieser bedauerliche Akt der Aggression meine letzten Tage in 2018.

Ausblick auf 2019


Ganz kurz will ich "ins neue Jahr" gucken und kann bereits einige Ankündigungen für 2019 machen.

Für KALIMA werde ich in der 2. Kalenderwoche des neuen Jahres einen Online-Islamkunde-Kurs wöchentlich via Skype anbieten, der vor allem religiöse Grundlagen vermitteln wird. - Ich werde eine Reihe von Positionspapieren veröffentlichen zu verschiedenen Themen und Aspekten der Religion. - In meiner Jahresplanung sind eine Menge Veranstaltungen und diverse Vorträge bereits jetzt enthalten. - Ich hoffe, in der ersten Hälfte des Jahres mein erstes Buch mit islamischer Thematik fertigstellen zu können. - Wenn ganz viel klappt, werde ich in 2019 beginnen können, online Gebete (und auch Freitagsgebete) anbieten zu können. - Und auch weiterhin werden Seelsorge und Beratung, speziell in Bezug auf Fragen zum Thema "LGBTIQ* im Islam" mit im Mittelpunkt meiner Arbeit stehen.

An dieser Stelle bleibt mir nur noch eines für diese Jahr: Allen Menschen einen "guten Rutsch" in da Jahr 2019 zu wünschen und ich für ein turbulentes, aber insgesamt enorm erfolgreiches Jahr 2018 zu bedanken. Ohne Euch da draußen könnte ich all das, was ich mache, nicht tun. Meinen ehrlichen Dank hierfür und ich bitte um Gottes Segen für Euch.



[Bildnachweis: https://pixabay.com/de/jahreswechsel-2019-2018-neujahr-3543063/ ]

Dienstag, 11. Dezember 2018

KALIMA gegründet

Ein Verein für die Vertretung und Inklusion von marginalisierten, diskriminierten und schlechter gestellten Minderheiten und Gruppen innerhalb der muslimischen Community Deutschlands.


- - - Pressemitteilung - - -

Unter Initiative von Imam Christian Awhan Hermann wurde heute, am Montag, 10. Dezember 2018, in Berlin der Verein „KALIMA“ gegründet. Er ist in seiner Ausrichtung und Zielsetzungen eine NGO (Nicht-Regierungs-Organisation), die sich für die Vertretung und Inklusion von marginalisierten, diskriminierten und schlechter gestellten Minderheiten und Gruppen innerhalb der muslimischen Community Deutschlands einsetzt. Vom Verein getragen werden soll eine muslimische Moscheegemeinde, die in Berlin auch Räumlichkeiten unterhält.

KALIMA wird eine Anlaufstelle sein für zeitgemäß lebende, inklusiv denkende Muslim*innen im Allgemeinen und für LGBTIQ*-Muslim*innen im Speziellen zwecks Beratung, Unterstützung, Seelsorge und religiöser Praxis. Dabei vertritt KALIMA eine islamische Religionsausübung in Deutschland, die konform geht mit dem deutschen Grundgesetz, der deutschen Rechtsprechung, internationalem Völker- und UN-Recht, den internationalen Menschenrechten, der Genfer Flüchtlingskonvention usw.

Der Verein will perspektivisch deutsche, inklusiv ausgerichtete Imam*innen aus- und weiterbilden, Jugend- und Erwachsenenbildung anbieten (speziell zu Themen wie „Frauen im Islam“ (Stichwort: feministische Auslegungen) und „LGBTIQ* im Islam“) und sowohl inner- wie auch interreligiöse Begegnungen fördern.

Ein wichtiger Aspekt der Vereinsarbeit wird die konsequente Nutzung moderner Technologie sein, um die bundesweite Teilhabe von Muslim*innen und Anders- bzw. Nichtgläubigen an den KALIMA-Aktivitäten zu gewährleisten. So sollen nicht nur in Berlin, sondern auch online Gruppen- und Beratungsangebote durch den Einsatz von Online-Konferenz-Software entstehen.

Imam Christian Awhan Hermann wurde von den Gründungsmitgliedern zum Vorstandsvorsitzenden gewählt. Er sagt zur Vereinsgründung:
»Die Zeit ist reif für eine deutsche Organisation, in der benachteiligte Muslim*innen in gemeinschaftlicher Selbstvertretung ihre Position innerhalb der muslimischen Community gestalten können. Aus meiner Sicht schließt die Botschaft Gottes keinen Menschen aufgrund seiner geschlechtlichen oder sexuellen Identität aus. Die Religionsausübung des Islam in seiner eigentlichen – nämlich spirituellen, friedlichen und humanistischen Form – ist zu wichtig, um irgendjemanden zurückzulassen. Deshalb ist KALIMA eine Chance, Vorurteile nach innen wie nach außen hin abzubauen und eine Versöhnung bzw. Heilung anzustoßen angesichts der Auswirkungen von radikalem Religionsmissbrauchs.

In sehr vielen anderen Ländern (auch, aber nicht nur in westlichen Staaten) existieren bereits umfangreiche LGBTIQ*-muslimische Netzwerke, mit denen sich KALIMA verbinden und kooperieren wird. Die Diskriminierung von LGBTIQ*-Muslim*innen und von Frauen innerhalb des Islams erzeugt weltweit enormes Leid und führt oft auch zu Gewalt und Tod. Mit KALIMA wollen wir innerhalb der muslimischen Gemeinschaft aus einer religiösen Position der bedingungslosen Zugewandtheit und des gegenseitigen Mitgefühls heraus zu einer Reduzierung dieser Dinge beitragen.

Basierend auf unserem Verständnis werden wir uns daher nicht respektlos, provozierend oder pauschal kritisierend gegen unsere muslimischen Schwestern und Brüder wenden. Wir werden nicht gegen unsere eigene Religionsgemeinschaft arbeiten, indem wir etwa versuchen, belehrend auf andere einzuwirken, oder gar eine Polarität „guter Muslim / schlechter Muslim“ vertreten.

Vielmehr wollen wir im Gegenteil im Dialog und in der religiösen Verbundenheit gemeinsam mit unseren Glaubensgeschwistern handeln. Nur in der Zusammenarbeit werden wir Lösungen finden und Inklusion („Einbindung“) herstellen können.

Wir sind der Überzeugung, dass der Schlüssel zu positiver Weiterentwicklung nicht in Streit und Abgrenzung liegt. Wenn wir die Diskriminierung, Marginalisierung, Abwertung und Ausgrenzung von Menschen in der muslimischen Gemeinschaft reduzieren oder gar auflösen wollen, dann muss es unser Ziel sein, einander zugewandt gewaltfrei zu kommunizieren und mehr Verbindungen aufzuzeigen oder zu schaffen. Gottes Botschaft durch den Koran und das Vorbild unseres Propheten Mohammed (Friede sei auf ihm) sind hierfür selbstverständliche und unverzichtbare Unterstützung in unserem Vorhaben.«
Der Verein nimmt ab sofort Mitglieder aus dem gesamten Bundesgebiet auf.

Die Gründungsversammlung hat einen Jahresbeitrag von 60 Euro festgelegt.

Ein Aufnahmeantrag kann hier angefordert werden:

Facebook-Seite von KALIMA:
https://www.facebook.com/Kalima.Deutschland

Facebook-Seite von Christian Awhan Hermann:
https://www.facebook.com/Awhan.Berlin

E-Mail-Adresse von Christian Awhan Hermann:
awhan.berlin@yahoo.com



[Bildnachweis: (c) Christian Awhan Hermann / Selfie ]

Mittwoch, 28. November 2018

Politik und Islam

Was ist eigentlich "der politische Islam" - und kann bzw. soll Religion tatsächlich unpolitisch sein?


Ich werde seit Monaten aufgefordert, mich zum Kontext "politischer Islam" zu positionieren. Huckepack dazu bekam und bekomme ich von verschiedener Seite verschiedene Erwartungen vermittelt, welche Position ich dahingehend dann auch bitte zu vertreten habe. Man* wünscht sich von mir, ganz arg politisch zu sein, oder ganz arg unpolitisch (vielleicht gar "säkular") zu sein, oder eine spezifische politische Meinungen oder bestimmte Parteipositionen zu vertreten. All diese Appelle an mich kann ich gut verstehen, werden sie doch ansichts einer in boulevardistisch skandalisierter Form geführten Medien- und Parteipolitik"diskussion" rund um das Thema Islam und dem dadurch entstandenen gesellschafts- und parteipolitischen Druck an mich herangetragen.

Gerne möchte ich gleich zu Anfang betonen, dass ich im Kern versuche (gelingt mir nicht immer) mich dieser ganzen "Schlacht ums Kalte Buffet" namens Islam zu verweigern. Ich empfinde mich nicht verpflichtet und abhängig davon, mich Medien oder Politiker*innen oder Aktivist*innen gegenüber zu rechtfertigen. Ich nicht über jedes Stöckchen springen, das mir von Presse- oder Parteileuten angeboten wird, nur damit diese davon profitieren können. Mein Blickwinkel als Imam ist und muss sein, inwieweit meine Aussagen, Positionen und mein Handeln vorbildlich und hilfreich sowohl für Muslim*innen wie auch für Nicht-Muslim*innen ist. Diese potenzielle Verweigerung mag einige Leute frustrieren oder gar verärgern, aber sie ist daraus geboren, dass ich mich eben nicht einfach so auf Zuruf instrumentalisieren lassen möchte, damit Andere Geld verdienen oder vermeindlichen Ruhm ernten können.

Was ist eigentlich Politik?


Wenn ich "den politischen Islam " betrachten möchte, muss ich zuvor Definitionsklärung betreiben - zumindest mir ist diese Vorgehensweise ein starkes Bedürfnis. Den Wikipedia-Artikel "Politik" oder andere grundlegende Quellen an dieser Stelle zu zitieren würde den Rahmen sprengen. Grundsätzlich geht es um Begriffe wie "Öffentlichkeit" (Dinge, die alle oder viele betreffen), "Gemeinwesen" (Dinge, die den Staat oder das Land oder die Stadt betreffen), "Entscheidungen" (Dinge, auf die man* sich einigt) und auch "Vertretung" (wer trifft für wen Entscheidungen und auf welcher Grundlage).

Ich finde die im Wikipedia-Artikel aufgeführten Politikbegriffe sehr spannend und wichtig: Macht, Staat, Führung, Hierarchie/Herrschaft, Ordnung, Frieden, Freiheit, Demokratie, Konsens, Konflikt, Kampf und Klassenkampf. Sie sind im Diskurs "des politischen Islams" deshalb so interessante Begriffe, weil die islamische Religion sich mit all diesen Themen tatsächlich beschäftigt. Und schon berühren wir das Thema "westliche Werte" und "islamische Werte" - aus meiner Sicht ist die Schnittmenge der beiden Werteaspekte extrem viel höher, als viele Medien- oder Politik-Vertreter*innen uns einreden wollen.

Definition des "politischen Islams"


Gibt man* in bekannten und beliebten Online-Suchmaschinen den Begriff "politischer Islam" ein, wird man* fast ausnahmslos zu Links über Islamismus verwiesen. Mir drängt sich der Eindruck auf, "politischer Islam" wird mit "Islamismus" gleichgesetzt - nur am Rande findet man* Hinweise darauf, dass der „islamische Fundamentalismus“ eine Ausdrucksform eines "politisierten Islams" sei. Wenn ich mir die spirituellen Inhalte meiner Religion und die Definitionsbestimmung von "Politik" im Vergleich zu diesen Zuweisungen ansehe, dann wirkt das zumindest unharmonisch, an einzelnen Stellen sogar widersprüchlich auf mich. Daher will ich mich daran versuchen, zu formulieren, was aus meiner Sicht "der politische Islam" ist. (Dazu sei angemerkt: Ich bin weder Politologe noch anderweitiger Experte in diesem Gebiete - meine Meinung (!) mag aus Sicht anderer Leute falsch oder unvollständig sein.)

Ein "politischer Islam" beginnt sicherlich dort, wo islamische Vertreter (üblicherweise leider Männer) - also Imame, Gelehrte und Funktionäre - Einfluss auf das öffentliche Gemeinweisen nehmen können und wollen. Da es in verschiedenen Regionen der Welt aufgrund historischer Entwicklungen eine juristikative Ableitung islamreligiöser Inhalte gab (Rechtsnormenlehre / Fiqh / Scharia), haben wir mit einer vielfältigen Art der Einflussnahme und Einflussnahmefähigkeit islamischer Vertreter in politischen Systemen zu tun. Es gibt "islamische Länder/Staaten", in denen eine Scharia-Auslegung Bestandteil oder Grundlage des staatlichen oder lokalen Rechtssystems ist. Es gibt "säkularisierte" islamische Länder, in denen eine rechtliche Mischform-Situation oder eine umfangreiche Einschränkung der Einflussmöglichkeiten islamischer Vertreter (Trennung Religion/Staat) besteht. Und es gibt Länder, in denen islamische Vertreter aufgrund einer minderheitsreligiösen oder historisch-rechtlichen Situation kaum bis keine dominante Einflussnahmemöglichkeiten auf das öffentliche Gemeinwohl haben. (Und natürlich gibt es noch zig andere Staatsformen)

Nun leben wir nicht mehr im 18. oder 19. Jahrhundert. Die Industrialisierung, Technisierung und Digitalisierung haben zu einer Globalisierung der Welt geführt - nicht zuletzt durch die Grundung der UN, militärische Aufrüstung von Massenvernichtungswaffen und eine engere Internationalisierung der Bankensysteme ist die Möglichkeit zur politischen Einflussnahme auf Distanz einfacher und auch schneller geworden. Die internationale und jeweils regionale Politik hat sich m.E. noch gar nicht wirklich (auch und gerade juristisch) auf die neue Situation eingestellt. In einer Welt, in der Ressourcen (wie Bodenschätze, (Kredit-)Geld und sogar Wasser) immer stärker global betrachtet, verfolgt und abgewickelt werden, versucht jeder Staat(enverbund), seinen Einfluss nicht nur zu erhalten, sondern auszuweiten - und dies zunächst einmal unabhängig von der Verbreitung einer Religion. So gesehen ist internationale Politik islamischer Länder nicht automatisch islamistische (d.h. religionsmissionarische) Politik; sie kann (!) religionsmissionarische Elemente oder Grundlagen haben, aber dies pauschalisiert anzunehmen ist aus meiner Sicht vorverurteilend.

Ich habe in den letzten Tagen auf Facebook Ausschau gehalten nach Definitionen von "politischer Islam" und Meinungen zum Thema "Politik im Islam".

Der muslimische Theologe und Religionsphilosoph Alexander Schmidt sagt dazu:

»Religionen - insbesondere besonders prophetische Religionen - können gar nicht anders als sich ins Weltliche zu mischen, denn sie sind sozial und ethisch. Die Frage ist nur: wie damit umgehen? Deswegen ist eine Theologie wichtig, die sich mit unserer hiesigen liberalen rechtstaatlichen Ordnung auseinander setzt.«

Weitere Stimmen:

• »Politisch ist eine Religion, wenn sie weltliche Dinge regelt. Unpolitisch ist eine Religion dann, wenn sie sich ausschließlich mit dem Seelenheil befasst.«

• »Ich hab den Eindruck, Islam ist nur noch Politik.«

• »Mich interessiert die Instrumentalisierung des Islam - also durch die Vertreter der Politik, der gesellschaftlichen Gruppierungen und durch Einzelne.«

• »Jede Gemeinde hat immer einen weltlichen Bezug. Religion ist immer auch politisch. Die evangelische Kirche tritt z.B. gegen den Klimawandel ein - interessiert aber fast keinen. Die Frage ist einfach eher wie man mit politischen/ religiösen Gegnern umgeht.«

• »Es gibt in entsprechend strukturierten Gesellschaften einen Unterschied, ob man sich als Partei und politische Kraft engagiert, oder als NGO [Anm: Nichtregierungsorganisation]. Hier ist es wichtig nicht das diffuse "Sein" einer Religion/Weltanschauung in den Blick zu nehmen, sondern ihr Handeln.«

• »Der Islam ist aber entweder politisch oder er existiert nicht wirklich. Eine Religion ist für die Menschen eine Richtschnur, die den Mensch zur Glückseeligkeit führen soll. Dies funktioniert nicht ohne die politischen Perspektiven einer Gesellschaft zu berücksichtigen. Ohne Politik hat der Koran keinen Anspruch mehr auf die Glückseeligkeit der Menschen und verliert den Sinn für seine Existenz.«

Gedanken zum politisch( agierend)en Islam in Deutschland


Bei aller Faszination universeller, globaler und überregionaler Betrachtungen politischer Aktivitäten von islamischen Vertretern und / oder Ländern sehe ich die Notwendigkeit, den Themenkomplex reduziert auf Deutschland zu betrachten. Ich will mich damit einer Erörterung einer europäischen oder weltweiten Betrachtung nicht verschließen, aber obig vorbetragene Positionierungswünsche beziehen sich üblicherweise auf die deutsche Situation, also ergibt es Sinn, dass ich meine Gedanken zum politisch( agierend)en Islam in Deutschland formuliere, unter Berücksichtigung aller obiger Aspekte.

Deutschland hat als parlamentarische Demokratie ein föderales System von gewählten Vertreter*innen, die den Willen der Bürger*innen Deutschlands umsetzen und vertreten sollen. Hierzu sind die gewählten Vertreter*innen in politische Gruppierungen (Parteien) gegliedert, die intern Positionseingung betreiben, um den Bürger*innen die Wahlentscheidungen zu ermöglichen. Grundsätzlich gilt: Jede*r Bürger*in Deutschlands kann sich parteipolitisch wie auch unabhängig von Parteimitgliedschaften politisch engagieren. Zielsetzung jeder politischen Aktivität sollte aus meiner Sicht der Nutzen der gesamten Gemeinschaft in Deutschlands bzw. eines Teils davon (Land, Region, Stadt, Bezirk usw.) sein. Stichworte: Gemeinwesen und Gemeinnützigkeit im öffentlich-allgemeinen Sinne.

Muslimischen, deutschen Bürger*innen ist also eine Teilhabe am politischen Vertretungs- und Entscheidungsprozess jederzeit möglich. Eine von ihnen vertretene Förderung religiöser Gemeinnützigkeit (beispielsweise in Form der Ermöglichung freier Religionsausübung auf Grundlage allgemeingesellschaftlich anerkannter Lebensweisen und grundsätzlich geltendem deutschen Recht) ist aufgrund der allgemeinen Religionsfreiheit daher völlig legitim und respektabel. Ein Aufrechterhalten der islamischen Glaubenspraxis ist ebenso statthaft wie der jüdischen oder christlichen; darin liegt keinerlei missionarischer Anspruch, sondern einfach nur eine rechtliche und politische Gleichbehandlung von Bevölkerungsgruppen. Aus meiner Sicht fallen die meisten politischen Anliegen und Aktivitäten von Muslim*innen in Deutschland unter diesen Bereich.

Ich persönlich empfinde mich durchaus als politisch aktive Person. Meine Arbeit als Imam und meine Arbeit als LGBTIQ*-Aktivist sind für andere Menschen politisch meinungsbildend. Natürlich bin ich mir sehr bewusst: In meiner Position als Imam diene ich als Vorbild und "Leuchtturm" für Menschen, auch politisch. Daher positioniere ich mich weniger parteipolitisch (also nicht "verkürzt" indem ich die Positionen einer oder zweier Parteien pauschalisiert übernehme), sondern allgemeinpolitisch. Als muslimischer Vertreter bin ich persönlich gar nicht daran interessiert, dass Glaubensgeschwister meine politischen Ansichten kritik- und bedenkenlos übernehmen (dazu ruft uns nämlich der Qur'an auch explizit auf) und daher werde ich eine pauschalisierte politische Position nicht nach außen vertreten.

Wohl aber habe ich politische Meinungen und Positionen, weil diese als solche das Gemeinwesen betreffen: Das Zusammenleben aller Menschen in Deutschland. Ich muss ein Interesse an einem gedeihlichen Miteinander aller deutschen Bürger*innen miteinander haben, denn Deutschland ist meine Heimat und meine privaten wie islamischen Überzeugungen decken sich (siehe oben) mit grundlegenden Politikbegriffen.

Als Muslim in Deutschland werde ich immer wieder an die Situation in Medina im 7. Jahrhundert nach der Ankunft des Propheten Mohammed (Fsai) erinnert. Die Stadt war eine sehr diverse, vielfältige Ortschaft mit verschiedenen (durchaus untereinander zerstrittenen) Stämmen. Mohammed* wurde schnell zu einem Schlichter und quasi zum Bürgermeister des Stadt, er iniitierte dann auch eine Verfassung, in der auch die Rechte von Minderheiten (beispielsweise der jüdischen Nomadenstämme) anerkannt wurden. Heute in Deutschland leben wir in einem vielfältig geprägten Staat mit Menschen aus vielen verschiedenen Ursprungsheimat-, Kultur-, Geschlechts-, Politik- und Liebes-Identitäten. Wir haben ein religionsunabhängiges "System" (Grundgesetz, Gesetzgebung, Gewaltenteilung usw.), das politisch (unter Beteiligung der Bürger*innen-Vertretungen) verwaltet wird. Es ermöglichst allen Bevölkerungsgruppen, ob nun Majoritäten oder Minoritäten, ein gleichberechtiges Miteinander in diesem Land. Aus meiner Sicht ist dies etwas enorm Wertvolles, das es unbedingt zu erhalten gilt.

Und gerade deshalb positioniere ich mich selbstverständlich politisch für die Erhaltung und Pflege der bestehenden Ordnung. Auch aus islamischer Sicht gibt es keinerlei Gründe für mich, unser "deutsches System" grundlegend verändern oder gar abschaffen zu wollen. Dazu gibt es aus meiner religiösen Sicht auch keinen Gottesauftrag und keine Veranlassung. Menschen, die unsere bestehende demokratische Grundordnung bedrohen oder bekämpfen, sind unserem Rechtssystem nach entsprechend zu handhaben. Solche Menschen sind durchaus auch und gerade Rechtsextreme, Neo-Faschisten und - ja, durchaus - unsere Religion falsch auslegende und missbrauchende Islamisten.

Und jetzt sind wir beim Islamismus, bei der kompromisslosen Verbreitungsidee aus übertriebener und falsch verstandener Religiösität. Aus meiner islamrechtlichen Sicht sind Islamisten eindeutig Verbrecher; sie tun Dinge, die das Gemeinwesen (das ist in Deutschland die plurale, freiheitliche Gesellschaft, die unsere freie Religionsausübung gewährleistet) bedroht und torpediert. Und sieh mal an, meine islamrechtliche Sicht deckt sich mit der unserer demokratischen Grundordnung. Und ich gehe noch weiter und sage: Meine Meinung wird geteilt von einer überwältigenden Mehrheit der in Deutschland (auch und gerade als Bürger*innen) lebenden Muslim*innen!

Positionierungen zum politisch( agierend)en Islam in Deutschland


In Anbetracht all dessen positioniere ich mich in Bezug auf den politisch( agierend)en Islam in (Bezug) Deutschland wie folgt:

• Ich werde keine parteipolitische, pauschalisierte Positionsvertretung einnehmen. Daher schließe ich eine Mitgliedschaft in und eine exklusive Zusammenarbeit mit einer deutschen politischen Partei für mich aus.

• Mit großer Sorge beobachte ich die Entwicklung im Bereich rechtnationaler und rechtsextremer Parteien in Deutschland. Entsprechende Parteien und deren Vertreter*innen stellen aus meiner Sicht eine Gefahr für die deutsche Rechtsordnung dar und bedrohen damit sowohl das Gemeinwesen im Allgemeinen wie auch die rechtliche und soziale Position der muslimischen Minderheitsbevölkerung Deutschlands im Speziellen, was durch islam- und muslimfeindliche Positionierungen und Handlungen durch jene noch verstärkt wird. Eine Kooperation mit jenen Parteien und deren Vertreter*innen lehne ich daher ab.

• Für mich wie für alle muslischen Bürger*innen in Deutschland gelten die hierzulande feststehenden Rechtsnormen: das deutsche Grundgesetz, die deutsche Rechtsprechung und die von Deutschland mitgestalteten europäischen Vereinbarungen, die unser Land betreffen. Aus meiner islamischen Sicht steht eine Scharia-Auslegung nicht über den deutschen Rechtsnormen; zudem gäbe es auch keine verbindliche (z.B. von einem Gelehrtenrat o.ä.) für Deutschland erarbeitete Scharia-Fassung, die die Vielfalt aller islamischen Rechtsansichten der in Deutschland vertretenen islamischen Strömungen berücksichtigen würde.

• Eine politische Einflussnahme aus dem Ausland unter islamistischer Zielsetzung lehne ich ab; meine politische Arbeit in Deutschland ist u.a. darauf ausgerichtet, dass unsere Heimat eine solche Einflussnahme abwehrt und nicht zulässt. Ich werde die deutschen Behörden immer darin unterstützen, politische Einflussnahme aus dem Ausland unter islamistischer Zielsetzung zu verhindern.

• Der Umgang mit politischer Einflussnahme aus dem Ausland ohne (!) islamistische Zielsetzung obliegt der deutschen Bundesregierung und den von ihr entsprechend eingesetzten Organen. Meine Mitgestaltung dieses Umgangs erfolgt durch mein Bürgerrecht der Wahl politischer Vertreter*innen.

• Eine politische Einflussnahme aus dem Inland (!) unter islamistischer Zielsetzung lehne ich ab; meine politische Arbeit in Deutschland ist u.a. darauf ausgerichtet, dass unsere Heimat eine solche Einflussnahme abwehrt und nicht zulässt. Ich werde die deutschen Behörden immer darin unterstützen, politische Einflussnahme aus dem Inland unter islamistischer Zielsetzung zu verhindern.

• Das von mir vertretene Islamverständnis ist von Friedfertigkeit, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit, Liebe, Zuneigung, Mitgefühl, Diplomatie, Toleranz, Empathie, Gleichberechtigung, Offenheit, Lernen, Humanismus, Spiritualität, Religionsfreiheit und respektvollem Umgang der gesamten Schöpfung Gottes gegenüber geprägt. Physische und psychische Gewalt, Krieg, Terrorismus, Islamismus, Extremismus, Radikalismus, Ausgrenzung und Diskriminierung von Einzelpersonen oder Bevölkerungsgruppen, Feind- und Lagerdenken, Zwang aus religiösen oder ideologischen Gründen, Misogynie, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit, Homo- und Trans*phobie, sexuelle Fremdbestimmung, Rassismus, Faschismus, Zwangsheirat, Verstöße gegen Menschenrechte, medizinische Zwangsoperationen (zum Beispiel Zwangsbeschneidung, Genitalverstümmelung, Operationen zur Herstellung einer binären Geschlechtlichkeit nach Geburt, Organspende) oder -behandlungen (beispielsweise HIV-Tests, Medikamentenverabreichung) ohne Zustimmung der jeweiligen Patient*innen haben darin keinen Platz und werden von mir abgelehnt.

Abschließende Gedanken


Dieser Text sollte ursprünglich einen kurzen (!) Einblick in meine Sichtweise auf "den politisch( agierend)en Islam" sein, wurde jedoch im Verlauf des Schreibprozesse zu einer Art Positionspapier. Dies verblüffte mich selbst, hatte ich doch erwartet, ein eher spirituelleres Thema in meinem ersten Positionspapier in den Fokus zu nehmen. Nun bin ich aber froh, dass ich dieses Thema so umfangreich abgehandelt habe, denn es eröffnet mir die Möglichkeit, künftig religionsbezogenere Texte zu verfassen, ohne die drohende "Notwendigkeit" zur "politischen Positionierung" im Nacken zu haben.

Tatsächlich empfinde ich den Islam und die Botschaft Gottes in allen religiösen Traditionen als weniger staatspolitisch ausgerichtet, sondern vielmehr eine Unterstützung zur persönlichen spirituellen, religiösen und metaphysischen Entwicklung der Menschen auf dieser Welt. Aus meiner religiösen Sicht zählen daher innere Bewegung und Fortschritt stärker als äußere, strukturelle, politische Aktivitäten. Glaubensauffassung und -praxis kann und soll das gesamte Leben in allen Aspekten inspirieren und prägen und unterstützen, aber ihre Grenze liegt dort, wo im Gemeinwesen unterschiedliche Bedürfnisse bestehen (beispielsweise eben aufgrund verschiedener Religionen oder Rechtsauffassungen). Unser aller Ziel sollte ein gedeihliches Miteinander aller Völker und Länder dieser Erde sein, so dass Muslim*innen (wie auch Andersgläubige, auch und gerade in Deutschland) eine friedliche und stabile Gelegenheit haben, ihre innere, spirituell-religiöse Entwicklung zu verfolgen.

Eine letzte Anmerkung: Sollte ich Aspekte, speziell in der Aufzählung meiner Positionierungen, vergessen oder missverständlich ausgedrückt haben, so bitte ich um Entschuldigung - über entsprechende Rückmeldungen würde ich mich sehr freuen, um die Gelegenheit zu haben, meine Formulierung zu korrigieren oder zu erweitern.



[Bildnachweis: (c) Christian Awhan Hermann / Selfie ]

Sonntag, 25. November 2018

Mittendrin statt nur dabei

Warum ich nicht (so sehr) Opposition gegen "den traditionellen Islam" beziehe, sondern mich ihm zuwende und mit ihm verbinde.


Als Muslim und Imam mit progressiv-inklusivem Islamverständnis werde ich seit jeher zu Opposition, Empörung, Ablehnung und Kampf gegen "den traditionellen Islam" (vielleicht auch: "den Mainstream-Islam") in Deutschland aufgefordert. Kritisieren soll ich, parolisieren soll ich, verurteilen soll ich. Diese Erwartungen werden an mich herangetragen von verschiedensten Menschengruppen.

Da sind zum Beispiel die "islamfeindlichen Radikalatheisten", die grundsätzlich gegen Religionen, speziell aber gegen den Islam sind, weil sie ihn pauschalisiert als menschenverachtend, kriegerisch, unterdrückerisch und überhaupt abgrundtiefböse empfinden. Da sind die "islamophoben Rechtsnationalen", die wissen, dass sie ihren Rassismus in Form von Antisemitismus nicht so einfach mehr unters Volk (!) bringen können und statt dessen sich erstmal die andere große Religionsminderheit in Deutschland "zur Brust" nehmen. Und da sind die "liberalen, islamkritischen Muslim*innen", die sich eher gegen den Mehrheitsislam als für islamische Vielfalt in einer muslimischen Community einsetzen, die lieber nach bester "Die/Wir"-Manier spalten als Verbindungen schaffen und Überzeugungsarbeit leisten wollen. Um nur drei Gruppierungen zu nennen.

Keine Herz(!)lichkeit für Ferid Heider?


Ein Ereignis in diesem Kontext wird mir lange in Erinnerung bleiben. Es war kurz vor Ramadan dieses Jahres und die Diskussionswellen, wann denn Ramadan begänne und nach welcher Methode man* denn den Ramadanbeginn bestimmen solle, schlugen einmal mehr hoch. Imam Ferid Heider, der sehr umfangreich in verschiedenen Berliner Moscheen wirkt und als wahlweise "konservativer" und wahlweise als "radikaler" Prediger gilt (je nachdem, wen man* fragt), startete an einem der Vorabende der muslimsichen Fastenzeit ein Facebook-Live-Video und teilte den Zuschauenden seine Meinung zu der Ramadanstartzeitdiskussion mit. Er sprach mir aus tiefster Seele. Und da ich ihn zuvor schon zweimal getroffen hatte und unsere Treffen enorm angenehm, freundlich und sehr zugewandt verliefen, gab ich Ferid Heider eine Rückmeldung zu seinen Worten. Ich tat dies durch ein Herzchen-Smiley. Oder zwei.

Es dauerte keine drei Minuten, da wurde ich von einem "islamkritischen Nicht-Muslim" angeschrieben und aufgefordert, "so etwas" nicht zu machen, denn Ferid Heider sei doch ein "Mitglied der Muslim-Bruderschaft" und ein "Islamist" und überhaupt, das ginge doch gar nicht! Ja, ich war durchaus überrascht, wie sehr ich auf Facebook offenbar "überwacht" werde ... Alsdann wurde ich aufgefordert, mich doch künftig bei jeder Gelegenheit unbedingt gegen Ferid Heider zu empören, ich müsse doch kritisch gegenüber "solchen Leuten" sein. - Ich brach den Kontakt zu dem "Islamkritiker" ab.

Meine Bedrohung durch den "traditionellen Islam": Null.


Seit ich offen damit umgehe, gleichzeitig schwul und Muslim zu sein, und auch nachdem ich meinen Status als (erster offen schwul agierender) Imam mitteilte, habe ich keine einzige Gewalt- oder Mordandrohung erhalten. Ab und an bekomme ich die eine oder andere Facebook-Nachricht, ich solle doch "das mit der Homosexualität" sein lassen, eine Frau heiraten und Kinder zeugen, bzw. das Angebot, mich von "der Wahrheit der Lut-Geschichte" überzeugen zu lassen. Insgesamt kam es in den vergangenen zwölf Monaten zu drei Beleidigungen in den sozialen Medien gegen meine Person. Aber das war es auch. Ich werde durch den "traditionellen Islam" nicht bedroht. (Und dafür bin ich ehrlich dankbar.)

Im Gegenteil: Als ich vor einigen Tagen beim Berliner Forum der Religionen im Roten Rathaus die Imame Mohammed Taha Sabri (Dar assalam Moschee / Neuköllner Begegnungsstätte) und Abdel Adhim Kamouss (Stiftung Islam in Deutschland) traf, umarmten wir einander freundschaftlich, ja, geradezu brüderlich. Weil wir das nämlich (egal, ob wir in allen Dingen einer Meinung sind oder nicht) sind: Glaubensbrüder, die durchaus die Aufforderung Gottes begriffen haben, dass wir einander kennenlernen und voneinander lernen mögen, verstanden haben. Und auch, weil das im Umgang einfach nette und freundliche Menschen sind.

Nach der Meinung diverser Leute müsste ich mich absondern von all jenen, die anders denken als zum Beispiel ich oder die Gruppen, die Empörungsforderungen stellen an mich. Ich müsste "jene Leute" also ablehnen und bekämpfen, nur weil sie existieren und weil ich zu einer Gegnerschaft aufgefordert werde, deren Vorgeschichte ich nicht miterlebt habe. Ich soll Menschen meiden, obwohl sie freundlich auf mich zugehen, mit mir zugewandt sprechen und diskutieren. Ich soll opponieren statt zu koexistieren. Ich soll mich exkludieren, statt mich zu inkludieren. Ich soll mich abwenden, statt dabei zu sein.

Wirken aus der Mitte heraus


Ich werde von einigen dafür belächelt, aber ich bin fest davon überzeugt, dass ich mehr Veränderung und Fortschritt bewirken kann, wenn ich "mittendrin statt nur dabei" bin im Islam. Mir liegt nichts daran, auf den Tellerrand zu klettern und die Suppe von außen belehren zu wollen (das entspricht auch nicht meiner Grundpersönlichkeit) - ich möchte mitten in der Suppe sitzen, ihre Wärme und ihren Geschmack geniessen, und Teil der Suppe sein, vielleicht die Suppe sogar bereichern.

Das bedeutet nicht, dass sich meine Meinung nicht unterscheiden kann und soll und darf von der anderer Muslim*innen. Aber genau eine Vielfalt der Meinungen und der Auslegungen und der Empfindungen und des Handeln innerhalb des Islams empfinde ich als etwas Hilfreiches. Wenn ich mich aus der Mitte der Gemeinschaft zurückziehe und an den Rand der Ummah stelle, dann nehme ich der Community einen Teil der Vielfalt ... nämlich meine Meinungen, meine Auslegungen, mein Empfinden und mein Handeln.

Viele Leute in Deutschland fordern von den "Newcomern", den nach Deutschland geflüchteten Menschen (die also nicht seit Geburt an hier leben), eine (möglichst sofortige!) Integration (und einige Leute erwarten sogar eine Assimilation) ... warum soll ich, der ich nicht durch Geburt Muslim bin, sondern im Vergleich zu "geborene Muslim*innen" auch ein Newcomer bin, warum soll ich mich nicht integrieren?

Ich bin der Meinung, dass ich durch mein "Mittendrin" mehr gewinne als ich verliere. Denn ich erhalte freundliche Begegungen mit anderen Muslim*innen, Inspirationen und sicherlich auch kritische Rückmeldungen. Und ich habe die Chance, Freund*innen zu finden. Wenn das nichts Wert ist ... ?



[Bildnachweis: (c) Christian Awhan Hermann / Selfie ]

Freitag, 12. Oktober 2018

Freitagsimpuls: Kennen und Kennenlernen


Freitagsimpuls zum 12. Oktober 2018

»Ich will mit dir nichts zu tun haben - du bist ein Nichtmuslim für mich!«
(Facebook-Kommentar)


Ablehnung ist - nicht nur im virtuellen Raum des Internets - allgegenwärtig. Sie basiert auf Vor(ver)urteil(ung), Oberflächlichkeit, Schubladendenken und die all dies verursachende Beeinflussung durch Gruppierungen, Medien und Politik. Wen wir ablehnen oder tolerieren ("dulden") oder akzeptieren wird innerhalb des Islams auch stark beeinflusst durch orthodoxe salafistisch oder wahabistisch geprägte Propaganda. Was aber ist denn eigentlich die Kernidee des muslimischen Glaubens zu diesem Thema?

Kennen


Wenn wir den Qur'an in seiner Gesamtheit betrachten, fällt uns auf, dass Allah immer wieder als allwissend bezeichnet wird. In vielen Versen wird Gottes Allwissenheit - über das was war und was ist und was sein wird - betont. Al-Aliim, der Allwissende, ist einer der vielen Namen Allahs. Diese Allwissenheit berührt viele weitere Themen, beispielsweise das Konzept des Freien Willens, der Vorbestimmung und auch die Idee des (für uns) (noch) verborgenen Wissens.

Allah weiß also alles über uns, durchdringt und durchschaut uns, weiß um unsere Gedanken und unsere Gefühle. Nichts bleibt vor Gott verborgen. Allah kennt uns. Vollständig.

... und Kennenlernen


Eingebettet in die stetige Erwähnung von Gottes Allwissenheit im Qur'an, fast schon umrahmt von all jenen Hinweisen, befindet sich zu unserer Rechtleitung durch Allah nun folgender Vers:
O ihr Menschen. Siehe. Wir haben euch ja aus einem männlichen und einem weiblichen Wesen erschaffen, und Wir haben euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennenlernt. Gewiß, der Geehrteste von euch bei Allah ist der Gottergebenste von euch. Gewiß, Allah ist Allwissend und Allkundig.
Wir sind also nicht nur Schöpfungsbewahrende und göttliche Stellvertreter auf Erden, sondern sollen einander kennenlernen. Und wenn wir den Auftrag zum Wissenserwerb ernstnehmen, so sind wir dadurch auch aufgefordert voneinander zu lernen.

Einander kennenlernen, voneinander lernen. Meiner Meinung nach eine klare Botschaft an uns.

Aber der Vers endet dort nicht. Allah weist im nächsten Satz darauf hin: "Gewiß, der Geehrteste von euch bei Allah ist der Gottergebenste von euch." - und danach wird erneut auf die Allwissenheit Gottes hingewiesen.

Wir haben hier also eine enorm starke Betonung des Auftrags des gegenseitigen Kennenlernens. Denn mit dem Kennenlernen (und dem damit einhergehenden Wissenserwerb) tun wir das, was Allah sich von uns wünscht, ergeben wir uns in seine Wünsche, sind wir also gottergeben. Gibt es eine stärkere Aufforderung an uns, als auf diese Weise?

Wen sollen wir eigentlich kennenlernen?


Allah hat uns also aufgefordert, damit wir unsere Gottergebenheit leben und umsetzen können, einander kennenzulernen und voneinander zu lernen. Aber wen sollen wir genau kennenlernen, von wem genau sollen wir lernen?

Gucken wir uns den Vers nochmals genau an, dann wird es offenkundig: "O ihr Menschen" - Hier wird nicht von "Muslim*innen" oder "Freund*innen" oder "Leute der gleichen Denkart" gesprochen. Gott spricht alle Menschen an. Und alle Menschen werden aufgefordert, einander kennenzulernen. Alle Menschen.

Das bedeutet in der Konsequenz, dass wir alle aufgefordert werden, Menschen kennenzulernen und von ihnen Wissen zu erwerben, wo wir sie treffen. Gott erwähnt nicht, dass wir Menschen nach irgendwelchen Kriterien aussuchen sollen, sondern Allah bezieht sich auf alle Menschen. Das mag willkürlich wirken auf uns, aber unter Berücksichtigung der Allwissenheit Gottes können wir darauf vertrauen, dass diese scheinbare Willkürlichkeit einen tieferen Sinn für unsere persönliche und gemeinschaftliche Entwicklung haben wird.

Wir werden also dazu angehalten, auch und gerade "über unseren Tellerrand hinauszublilcken", auch unangenehme Menschen und Meinungen kennenzulernen, vielfältige Erfahrungen zu machen. Damit steht uns die pauschale, oberflächliche Ablehnung von Menschen nicht mehr als hilfreiches Konzept zur Verfügung - wir müssen mit unseren Vorurteilen brechen, müssen völlig anders denkende und fühlende Menschen als Inspiration und Quelle möglichen Wissens annehmen.

Das bedeutet nicht, dass wir uns mit allen anderen Menschen freundschaftlich verbinden müssen. Aber wir müssen dennoch alle anderen Menschen als Gegenüber grundsätzlich respektvoll und unter Einhaltung der allgemeinen, gesellschaftlichen Umgangsformen behandeln.

Das beinhaltet also jeden andersgläubigen Menschen, jede*n Muslim*in anderer Strömungen, alle nichtgläubigen Menschen, Kranke, Alte, Verbrecher*innen, Homosexuelle (bzw. LGBTIQ*-Personen), "Sünder*innen", ... einfach: ALLE.

Dazu werden wir aufgefordert. Durch Allah. Indem wir dies tun, ergeben wir uns Gott(es Willen). Und wir werden alle Anderen, die uns begegnen kennenlernen. Und von ihnen lernen. Alhamdullillah.



[Bildnachweis: Ausschnitt aus https://pixabay.com/de/sternenhimmel-kirche-kapelle-kreuz-1246272/ ]

Freitag, 7. September 2018

Der schwule Imam und die Gemeindegründung


Ein Überblick über die Ereignisse der letzten zwei Wochen und die neuen Entwicklungen


In den letzten zwei Wochen ist viel passiert, was sich vor allem bei facebook niederschlug. Ich möchte hier eine kleine Zusammenfassung bringen.

Qur'an-Wochenende in Marseille


Insgesamt 30 Menschen nahmen an einem Workshop-Wochenende in Marseille vom 23. bis 26. August 2018t teil, das zu einem guten Teil unter meine Organisation ablief. Die Stimmung und die Wissensvermittlung waren ebenso wie der Wetter: Intensiv und wunderbar. Spätestens beim gemeinsamen Nachmittag am Strand war klar: Das Wochenende war ein voller Erfolg. Und mir wurde im Zuge des Wochenende offenkundig, dass die Menschen um mich herum mich bereits als Lehrer und Dienstleister im Islam begreifen. Als Imam.

Also ergab ich mich in das, ganz pragmatisch, was mein "Imam-Vater" Ludovic Mohamed Zahed und die Teilnehmer*innen des Wochenendes und viele Muslim*innen in Berlin und Deutschland ohnehin ganz selbstverständlich taten - mich als "Imam" zu etikettieren.

Der erste offen schwule Imam Deutschlands


Am 28. August 2018 war ich aus Frankreich zurück und veröffentlichte die "Imam-Info" auf facebook:

https://www.facebook.com/Awhan.Berlin/photos/a.117037105624249/241925993135359/?type=3

ALHAMDULLILLAH! - Ab sofort hat Deutschland mit mir seinen ersten offen schwulen Imam. Künftig gibt es somit einen kompetenten Ansprechpartner für Muslim*innen und Interessierte im Kontext LGBTIQ* sowie in Bezug auf ein progressiv-inklusives Islamverständnis. - Mein Dank gilt meinem Bruder und Freund Ludovic-Mohamed Zahed und allen, die mich unterstütz(t hab)en auf meinem Weg, der jetzt auf einen neuen und aufregenden Pfad führt. Möge Allah Euch alle segnen und beschützen.
Die LGBTIQ*-Newsseite queer.de griff die Meldung auf und veröffentlichte einen Artikel:

https://www.queer.de/detail.php?article_id=31822

Beide Meldungen wurden auf facebook mehrfach geteilt.

Die Gründung einer neuen Gemeinde


Am 3. September 2018 informierte ich via facebook über die bevorstehende Gründung einer neuen muslimischen Gemeinde in Berlin:

https://www.facebook.com/Awhan.Berlin/photos/a.117037105624249/243671416294150/?type=3
GEMEINDEGRÜNDUNG ! ! !
- - Mit freudigem Herzen kann ich bekannt geben, dass die Vorbereitungen zu der Gründung einer neuen, inklusiven, muslimischen Gemeinde in Berlin begonnen haben. Alle Muslim*innen, die eine islamische und spirituelle Heimat unter zeitgemäßer Religionsausübung suchen, sind herzlich eingeladen, Kontakt aufzunehmen.
Speziell LGBTIQ*-Muslim*innen und muslimische Frauen werden Gelegenheit haben, das Gemeindeleben gleichberechtigt mitzugestalten. Ich freue mich über jede Nachricht, jedes Interesse und jede Unterstützung. Möge Gott uns alle segnen und behüten.
- - Imam Christian Awhan Hermann, 3. September 2018


Auch diese Meldung wurden auf facebook mehrfach geteilt.

Reaktionen


Die Reaktionen auf die Meldungen der letzten Tage und Wochen waren und sind überwiegend positiv. Mitunter trollten das eine oder andere Fake-Profil auf Facebook ein bisschen, aber insgesamt gab es keine üblen Anfeindungen. Eine Bedrohungslage (z.B. durch Drohanrufe, -Mail oder ähnliches) liegt nicht vor. Alhamdullillah :-)

Die Presse reagierte mit großem Interesse. Mehrere Artikel sind in der Vorbereitung und auch eine TV-Anfrage kam per E-Mail.



[Bildnachweis: (c) Christian Awhan Hermann / Selfie ]

Sonntag, 5. August 2018

Inklusive Imam*innen-Ausbildung


Am 1. September beginnt der neue Jahreskurszyklus beim Institut CALEM zur Aus- und Weiterbildung inklusiver Imam*innen und Multiplikator*innen in progressiv-inklusiven Gemeinden. Zwei Fernlern-Kurse in englischer und französischer Sprache stehen zur Verfügung.


Seit letztem Jahr habe ich Kontakt zum Institut CALEM (www.calem.eu) in Frankreich und seinem Initiator, Imam Ludovic-Mohamed Zahed. Aus dem Kontakt zu ihm und anderen studierenden Muslim*innen wurden Freundschaften, erwuchs wertvolle INspiration und unbezahlbare Verbundenheit. Jetzt habe ich die ehrenvolle Gelegenheit, mich im neuen Jahreskurszyklus des Instituts mit einzubringen, CALEM zu unterstützen ... und damit auch die Aus- und Weiterbildung inklusiver Imam*innen und Gemeinde-Multiplikator*innen.

Drei Wochenenden und zwei Kurse


Prolog und Auftakt für den Jahreszyklus wird ein Trainingswochende in Marseille vom 23. bis 26. August 2018 sein, das sich hauptsächlich aber nicht exklusiv um qur'anische Studien und Aspekte dreht (siehe auch das Bild zum Artikel). Das eigentliche Lehrjahr 2018/2019 beginnt mit dem 1. September 2018 und endet in der ersten Hälfte Juni 2019. Angeboten werden zwei Kurse in zweiwöchentlichen Skype-Konferenzen sowie übergreifende Online-Vorträge und mindestens zwei Workshop-Wochenenden. Alle diese Angebote finden zweisprachig englisch/französisch statt.

Der "Level 1"-Kurs behandelt grundlegende progressiv-inklusive, islamische Inhalte und Werte sowie eine intensive Beschäftigung mit der Position und den Aufgaben von Imam*innen in muslimischen Gemeinden.

Der seit diesem Jahr neu hinzugekommene "Level 2"-Kurs dreht sich um zeitgemäße und progressiv-inklusive Qur'an-Wissenschaften und -Exegese.

Über das Jahr verteilt werden die Studierenden Gelegenheit haben, an sechs Online-Vorträgen von namhaften Vertreter*innen der weltweiten progressiv-inklusiven Islam-Community teilnehmen zu können.

Voraussichtlich Ende Dezember 2018 und Anfang Juni 2019 werden zudem zwei Trainingswochenenden veranstaltet, bei denen sich die Studierenden real treffen und gemeinsam lernen können.

Bei Interesse: Bitte Kontakt aufnehmen


Wenn Du Interesse am Institut CALEM und seinen Bildungsaktivitäten hast, dann nimm' bitte Kontakt per E-Mail unter

info@calem.eu

auf. Gib dabei bitte ein paar Informationen zu Deiner Person und Deinem Hintergrund an; CALEM nimmt dann umgehend Kontakt zu Dir auf.



[Bildnachweis: (c) Ludovic-Mohamed Zahed / CALEM ]

Freitag, 3. August 2018

Freitagsimpuls: Konvertiten und Kasten


Freitagsimpuls zum 3. August 2018

»Ändere lieber erst Mal deinen Namen, bevor du eine Sache infrage stellst bei dem du dich zurückhalten solltest, vorallem als neu Konvertierter.«
(aktueller Facebook-Kommentar)


Facebook ist perfekt geeignet als Plattform für orthodoxe Muslim*innen und Propagandist*innen. In diversen Gruppen des sozialen Netzwerks werden erzkonservative, stark salafistisch oder wahabistisch geprägte Ansichten gepostet, in manchen Gruppen in Form von copy-&-paste-Fatwa-Postings im Minutentakt. Dabei wird ein klares Kasten-System vertreten, in dem Konvertit*innen üblicherweise die niedrigste Stufe der Muslim*innen bilden.

Die Kasten im orthodoxen Social-Media-Islam


Geht es nach den Multiplikator-Profilen in der muslimischen Facebook-Gruppen-Landschaft, so bilden ganz selbstverständlich Propheten, Kalifen, Nachfolger-Imame und andere (mehr oder weniger politischen) Über-Repräsentanten die oberste Kaste - eine quasi tote Kaste, denn üblicherweise sind diese Leute bereits gestorben.

Die nächste Kaste ist die der Ulamā, der islamischen Gelehrten. Auch diese: oftmals bereits gestorben. Egal, wann ein Gelehrter gelebt hat, ob seine Ansichten anerkannt oder umstritten waren, ob er offensichtlichen Blödsinn oder weise Worte von sich gegeben hat, ein Gelehrter wird im "Social-Media-Islam" immer als wichtiger dargestellt als ein*e "normale" Muslim*in. Diese sollten keine Meinung haben, denn die Gelehrten seien zuständig, nur die Ulamā seien befähigt, sich eine Meinung zur göttlichen Rechtleitung bilden zu dürfen. Den Gläubigen wird damit die Rolle von Meinungslosen zugewiesen, wobei die Facebook-Islam-Multiplikatoren entscheiden, welche Meinung welches gelehrten gerade zur aktuellen Propaganda passt.

Kaste Nr. 3 sind Imame, Scheikhs, Hodschas, Funktionäre und Prediger, die entweder von Multiplikator-Profilen oder auch voneinander Promotion erhalten.

Die vierte Kaste sind die "ordentlichen", üblicherweise "geborenen" Muslim*innen, deren Rang im Social-Media-Ranking aus Abstammungsgründen (und damit aus rassistischen Gründen!) immer über der Kaste Fünf steht: Den Konvertiten. Ihnen wird quasi "verordnet", ahnungslos und damit rechtlos zu sein. Sie sollten still und ruhig sein, keine Meinung vertreten und erfürchtig den oberen Kasten lauschen. Ihnen wird - egal wie lange sie in der Religion sind oder wieviel Wissen bzw. Erfahrung sie gesammelt haben - üblicherweise keinerlei Kompetenz zugestanden. Wenn man* als Muslim*in nicht geboren wurde, dann kriegt man* früher oder später autmatisch einmal die "Konvertiten-Keule" ab.

Die unterste Kaste im Weltbild der islamischen Social-Media-Multiplikator-Profile sind natürlich die Kuffar, die Ungläubigen, die Westler, die Feinde, whatever.

Die Social-Media-Kasten als faschistoides System


Aus meiner Sicht ist diese Form der Einteilung der Menschen faschistoid und daher aus islamischer Sicht völlig abzulehnen. Es widerspricht der göttlichen Botschaft aus dem Qur'an, dass die Rechtleitung Gottes für alle Menschen gedacht ist. Und es widerspricht auch der Aufforderung, nicht blind Vordenkern zu folgen, sondern sich eine eigene Meinung zu bilden. Eine unkritische bis kritiklose Nutzung bzw. Missbrauch von Überlieferungen und Meinungen von islamischen Persönlichkeiten ist unethisch und dient überlicherweise nur politischen oder egostischen Gründen (letztere speisen quasi "den Sheytan"). Zumeist völlig unbekannte (oft auch völlig informationsarme) Internet-Profile versuchen, uns Gläubigen eine Auslegungs- und Meinungsdoktrin anzutragen. Damit wird ein copy&-paste-Islam perpetuiert, der nichts mit der tatsächlichen Religion der Hingabe und Liebe und Barmherzigkeit zu tun hat, sondern eher mit der Kontrolle von Meinungen, mit Regeln, mit Dogma.

Speziell der Umgang mit Konvertiten (schrecklicher Begriff!!!) muss in Deutschland dringend anders werden. Die Einteilung der Ummah in Muslime erster und zweiter Klasse ist unislamisch, entspricht nicht der Botschaft Gottes und schon gar nicht unseren heutigen Vorstellungen von Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit (alles drei übrigens auch mögliche hermeneutische Schlüsselbegriffe, die zur Auslegung des Qur'an herangezogen werden können).

Wehren wir uns als gegen das "islamische" Kasten-System im Internet. Wenn nicht mit Worten, dann vielleicht doch indem wir die jeweiligen Facebookgruppen verlassen. Oder zumindest in unseren Herzen.



[Bildnachweis: Ausschnitt aus https://pixabay.com/de/sternenhimmel-kirche-kapelle-kreuz-1246272/ ]

Donnerstag, 26. Juli 2018

Koran-Rezitation beim CSD-Gottesdienst


Beim traditionellen interreligiösen Gottesdienst am Vorabend des CSD Berlin habe ich die ehrenvolle Aufgabe, für die Koran-Rezitation verantwortlich zu zeichnen.


Nach dem lesbischwulen Stadtfest in Berlin-Schönberg am vergangenen Wochenende steht der krönende Höhepunkt des diesjährigen "Pride Week" am Samstag auf dem Programm: der CSD (Christopher Street Day), eine Parade durch die Hauptstadt, eine Mischung aus politischer Demonstration und dem Feiern der LGBTIQ*-Emanzipationsbewegung. Inzwischen ist es eine wertgeschätzte Tradition, dass es am Vorabend des CSD Berlin einen Gottesdienst in der St. Marienkirche in Mitte gibt - was vor Jahren als christlicher Gottesdienst begann ist heute eine multi- und interreligiöse Veranstaltung mit liturgischen und ritualistischen Elementen aller großen Buchreligionen. In diesem Jahr habe ich die ehrenvolle Aufgabe, für die Koran-Rezitation verantwortlich zu zeichnen. Außerdem bin ich bei der Verlesung der Fürbitten eingeteilt.

Ohne Beschwernis unter dem Regenbogen zusammenkommen


In der Interreligiösität, in der spirituellen Begegnung von LGBTIQ*-Leuten und deren Zugehörigen unter der Obhut des Einen Gottes, liegt meiner Meinung nach eine enorme Chance. Hier gibt es Raum für Zusammenarbeit, Erkundung von Gemeinsamkeiten, Besinnung, Meditation und auch Versöhnung (ob nun mit sich selbst, mit Anderen oder mit Themen). Dieser CSD-Gottesdienst erlegt dabei den einzelnen Besucher*innen keine Bedingungen auf, man* muss nicht hetero oder weiß oder deutsch oder was-auch-immer sein, denn auch die Liebe und Barmherzigkeit Gottes ist nicht an Bedingungen geknüpft: Sie ist bedingungslos.
Im Qur'an spiegelt sich diese Bedingungslosigkeit, diese Unbeschwertheit wieder in folgenden Worten Gottes:
Es ist kein Zwang im Din (=in der Religion, im Glauben, deren Ausübung sowie den moralischen Grundwerten).
[Qur'an, Sure 2, Vers 256]

Gott knüpft also keine Bedingung an unsere Hingabe an die Schöpfung und die Göttlichkeit allüberall. Wir können uns unbeschwert unter dem Regenbogen (der auch für die enge Verbindung zwischen Gott und den Menschen steht und an sie erinnert) treffen und begegnen.

Eckdaten des Gottesdienstes


Der Gottesdienst am Vorabend des CSD 2018 findet statt am

Freitag,

27. Juli 2018

in der St. Marienkirche, Karl-Liebknecht-Str. 8, 10178 Berlin
(Nähe Alexanderplatz, beim Neptunbrunnen)

und beginnt pünktlich um

18:00 Uhr

Der Ablauf des Gottesdienstes wird voraussichtlich wie folgt sein:

Orgelvorspiel Johann Ludwig Krebs (1713 –1780), Fantasia in F
Einzug und Verehrung des Altars
Eingangslied „Pilger sind wir Menschen“
Votum und Begrüßung
Tagesgebet
Christoph Slomski und Dorrey Lin Lyles singen.
Lesung aus der jüdischen Weisheit aus dem Hohelied der Liebe
Yuval Hed singt Psalm 23; komponiert von Ben Zion Shenker
Lied EG 651 „Freunde, dass der Mandelzweig“
Rezitation von Koranversen (Übersetzung im Programmheft)
Gebet (muslimisch)
Christoph Slomski und Dorrey Lin Lyles singen.
Lied EG 331 Strophen 1, 4, 9 "Großer Gott, wir loben dich"
Lesung aus der Bibel; Bergpredigt Matthäus 5, 13 - 16
Valentina Bellanova spielt auf der türkischen Ney Sufi-Hymnen
Wort des Bürgermeisters von Berlin, Senator Dr. Klaus Lederer
Lied EG 351 1, 7, 12, 13 "Ist Gott für mich so trete…"
Predigt durch Bischöfin Rusudan Gotsiridze, Georgien
(Während der Predigt gibt es über die Kopfhörer, die Sie bei Alexander Brodt-Zabka am Eingang der Kirche bekommen können, eine simultane Übersetzung ins Deutsche.)
Christoph Slomski und Dorrey Lin Lyles singen.
Abkündigungen
Christoph Slomski und Dorrey Lin Lyles singen.
Fürbittengebet mit Kerzen Gemeinde: Amen
Lied "Verleih uns Frieden"
Segen jüdisch, christlich und muslimisch in Hebräisch, Arabisch und Deutsch
Orgelnachspiel Carl Piutti (1846–1902), Fest-Hymnus op. 20
Auszug
Empfang in der Marienkapelle



[Bildnachweis: (c) Christian Awhan Hermann ]

Dienstag, 24. Juli 2018

Ich bin kein liberaler Muslim !


Die Begriffe des "liberalen Islams" oder der "liberalen Muslim*innen" sind in Deutschland verbrannt und negativ konnotiert. Wer sich heute in der deutschen Islam-Community als "liberal" bezeichnet, wird in ein Außenbetrachtungsbild verortet, das weder für ein zeitgemäßes Islamverständnis noch für Inklusivität innerhalb der Ummah steht, sondern rein bzw. primär für islampolitischen und teilweise sogar für islamfeindliche Aktivismus.
- Christian Awhan Hermann


Ich bin zum Islam gekommen durch den Kontakt zu "liberalen Muslim*innen", durch eine "liberale Moschee" und definitiv durch die Offenheit, die beide mir als schwulen Mann entgegen brachten. Doch je länger ich mich innerhalb der deutschen Islam-Community bewege, desto stärker nehme ich wahr, wie abfällig Muslim*innen oft über "den liberalen Islam" sprechen, als wäre er eine Art "minderwertiger Islam", als wäre er etwas Ekliges und durch die bloße Fremdetikettierung etwas Frefelhaftes. "Liberaler Muslim" ist in einigen Ecken der Ummah geradezu ein Schimpfwort geworden, speziell wenn es um theologische Fragen geht, die an orthodoxen Traditionen kratzen.
Die Begriffe des "liberalen Islams" oder der "liberalen Muslim*innen" sind in Deutschland verbrannt und negativ konnotiert. Wer sich heute in der deutschen Islam-Community als "liberal" bezeichnet, wird in ein Außenbetrachtungsbild verortet, das weder für ein zeitgemäßes Islamverständnis noch für Inklusivität innerhalb der Ummah steht, sondern rein bzw. primär für islampolitischen und teilweise sogar für islamfeindliche Aktivismus. In diesem Text möchte ich meine Position zum Thema "liberaler Islam" erörtern.

Was ist eigentlich "liberal"?


Die Frage dürfte die Leser*innen meines Blogs nicht überraschen - ich beginne gern mit Definitionsklärungen und Grundlagen. Was bedeutet also "liberal" eigentlich?
Bei Google eingetippt kommen drei Definitionen:
• dem Einzelnen wenige Einschränkungen auferlegend, die Selbstverantwortung des Individuums unterstützend; freiheitlich ("ein liberales Gesetz")
• die Weltanschauung des Liberalismus betreffend, sie vertretend ("liberale Grundsätze")
• eine den Liberalismus vertretende Partei betreffend, vertretend, zu ihr gehörend ("liberale Abgeordnete")
Und in der Wikipedia findet man* unter "liberal" eine Verweisseite - nämlich hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Liberal

Vielfältige Bedeutungen


Der Begriff "liberal" hat also sehr vielfältige, mitunter stark politische Bedeutungen. Nicht zuletzt durch die deutsche Partei FDP ist der Begriff des Liberalismus auch parteipolitisch präsent.
Klicken wir in der Wikipedia weiter, dann finden wir den Artikel "Liberale Bewegungen im Islam" - namlilch unter https://de.wikipedia.org/wiki/Liberale_Bewegungen_im_Islam.
Wenn das größte Wiki der Welt sich auch bemüht, viele Aspekte fehlen oder sind zu knapp und daher potenziell missverständlich formuliert. Als Anstoß genügt der Artikel in jedem Falle.
Bei der weiteren Beschäftigung mit dem Begriff stößt man* international ebenfalls auf "liberal muslims", die oftmals aber ein anderes Selbstverständnis besitzen, auch weil im Ausland "liberal" nuanciert bis deutlich andere Definition besitzt. Auffällig ist, dass im englischen Sprachraum "liberal muslims" sich weit weniger stark politisch positionieren, sondern "liberal" eher eine Akzeptanz-/Toleranz-Konnotation bekommt.

Politik vs. Spiritualität


Für mich auffällig ist: Der deutsche "liberale Islam" in seiner tatsächlichen Manifestation hat beide Füße fest in der politischen Zielsetzung. Liberale muslimische Organsationen und vor allem deren Vertreter*innen äußern sich primär politisch, wenig bis selten aber religiös/spirituell. Ob Kopftuchstreit, Neutralitätsgesetz (!) oder Islamismus-Diskussion: Der liberale Islam reiht sich ein in das partei- und lobby-politische System. Das mag per se erst einmal nichts Schlimmes sein, holt aber sicherlich die Eine oder den Anderen spirituell überhaupt nicht ab. So auch mich.
Nun könnte man* sagen, der "liberale Islam" habe gar nicht die Aufgabe, spirituell zu wirken (tatsächlich höre ich das immer wieder). Oder er müsse erst einmal den Raum für "liberale Spiritualität" schaffen. Mich als primär spirituell ausgerichteten Muslim berühren diese Argumente nur wenig. Auf dem Weg durch die Imamausbildung ist mir an jedem Tag bewusst, dass ich keine primär politischen Interessen habe, sondern spirituelle.
Ich hatte vor einiger Zeit die Gelegenheit, mich ein wenig mit Amina Wadud zu unterhalten. Sie betonte in dem Gespräch, dass sie sich selbst nicht mehr als "liberal" oder "progressiv" bezeichnet, sondern als "inklusiv". Der Begriff "liberal" sei ihr zu verbrannt, zu missbraucht und zu politisch. Dem kann ich mich nur anschließen.

"Liberaler Islam" als neue Rechtsschule?


Ich werde gern gefragt, ob ich Sunnit oder Schiit sei, welcher islamischen Rechtsschule ich denn anhänge. Gern antworte ich: Ich bin Muslim, alles andere sind menschengemachte Etikettierungen, die eher trennen als dass sie zusammenführen. Oft sind die Fragenden mit dieser Antwort unzufrieden.
Mir begegnete ein interessanter Gedank für einiger Zeit während meiner Studien: Ist es nicht so, dass der liberale Islam quasi eine neue islamische Rechtsschule bildet? Eine Rechtsschule, die sich nicht nur durch andere Auslegungen sondern auch durch ein anderes (nämlich ein diverses, ambiguitätstolerantes) System auszeichnet? - Das ist ein sehr interessanter Gedanke, wenn auch schwer erörterbar, eben wegen der starken politischen Ausrichtung des liberalen Islams in Deutschland. Vielleicht sollte man es eher so ausdrücken: "Die Bewegung der liberal-progressiv-inklusiven Muslim*innen bildet quasi eine neue Rechtsschule" ? Ich glaube, es lohnt sich, diesen Gedanken separat noch einmal aufzugreifen.

Nein zum Schimpfwort-Etikett


Jede*r Muslim*in (Ausnahmen bestätigen die Regel) hat das Interesse, ein gutes und friedliches Leben innerhalb der lokalen und globalen Gemeinschaft der Menschen zu führen. Und selbst bei Meinungsverschiedenheiten über Auslegung, Tradition, Regeln und vielem mehr ist unser aller Hauptanliegen doch eigentlich nicht der überstarke Kampf oder gar Krieg gegeneinander.
Über die Zeit hinweg habe ich festgestellt: Ich habe kein Interesse, meinen Glauben mit einem Schimpfwort und mit der primär politischen Arbeit Anderer zu etikettieren. Nein, ich bin kein liberaler Muslim. In erster Linie bin ich Muslim und begreife daher als solcher meine religiöse und spirituelle Verbindung sowohl mit allen anderen Muslim*innen (so zuwider mir ihre Ansichten auch sein mögen) wie auch mit allen (!) anderen Menschen weltweit.
Vielleicht vertrete ich "inklusive Vorstellungen" innerhalb meiner Religion, vielleicht mitunter auch "konservative", je nach Betrachtungsstandpunkt und -position. Aber das Etikett "liberal" ist nicht (mehr) meines. Insbesondere angesichts vieler Äußerungen, die von verschiedenen "liberale Muslim*innen" in Deutschland gemacht wurden und werden (die zudem üblicherweise ja politisch und nicht spirituell/religiös sind) - nein, mir diesen Äußerungen und Positionen möchte ich nicht gleichgesetzt werden.
Ich bin kein liberaler Muslim.



[Bildnachweis: Ausschnitt aus https://cdn.pixabay.com/photo/2014/11/08/01/20/bald-eagle-521492_960_720.jpg ]

Freitag, 20. Juli 2018

Freitagsimpuls: Der Wert des Qur'an


Freitagsimpuls zum 20. Juli 2018


Ein zentraler Aspekt der muslimischen Spiritualität ist zweifelsohne die Beschäftigung mit dem Qur'an (eingedeutscht: Koran), der Sammlung von den an den Propheten Mohammed (Fsai) offenbarten göttlichen Botschaftstexten. Der Qur'an stellt einen wichtigen Bestandteil der spirituellen Unterstützung durch Allah dar und gilt als direkt überliefertes Wort Gottes an die Menschen (wichtig dabei: nicht nur an die arabischen Menschen!).
Ich möchte im heutigen Freitagsimpuls kurz auf die Wertbedeutung des Qur'an innerhalb der Ummah (der muslischen Gemeinschaft) eingehen.

Wie entstand der Qur'an, den wir heute lesen?


Ich will nicht das, was in Büchern und Artikeln hundertfach zu lesen ist, hier wiedergeben, nur um bereits anderweitig bekannte Informationen in Form einer adaptierten Kopie als meinen Text zu präsentieren. Daher fasse ich nur einige Eckpunkte zusammen, dann komme ich nämlich schneller an den Punkt, der mir wirklich am Herzen liegt mit meinem Impuls.
Bereits während Mohammed die ihm offenbarten Verse durch Rezitation veröffentliche, also öffentlich wiedergab, gingen seine Gefährt*innen und Anhänger*innen daran, die Texte für die Zukunft zu "sichern". Sie memorierten die Verse und schrieben sie teilweise auch auf. Aus der Gänze dieser Quellen entstand unter Mohammeds Nachfolgern Buchsammlungen der Verse in Form normierter Transkripte, die fortan als Grundlage zur Vervielfältigung - zunächst per Hand, später natürlich mittels Buchdruck - dienten.
Wenn wir also heute eine gedruckte Ausgabe des Qur'an in die Hand nehmen, dann nehmen wir das Ergebnis von 14 Jahrhunderten menschlicher Überlieferung und Arbeit in die Hand.

Der Wert hunderttausender Leben


Über die Jahrhunderte hinweg haben hunderttausende Menschen, wenn nicht mehr, Zeit und Energie darauf verwandt, sich hilfreich mit dem Qur'an zu beschäftigen. In frühen Zeiten der Ummah haben Schreiber abertausende Kopien des Qur'an hergestellt, später waren Menschen mit der Einrichtung der Buchdruckwerkzeuge und dem händischen Binden von gedruckten Ausgaben beschäftigt, dann kam die Zeit der ersten Übersetzungen und Übertragungen, und auch heute sind Leute damit umfangreich beschäftigt, Qur'an-Ausgaben digital vorzubereiten und entweder geruckt oder auch digital zu veröffentlichen. Wenn ich heute ein Exemplar des Qur'an in die Hand nehme, nehme ich die Arbeit huntertausender Menschen aus vierzehn Jahrhunderten in die Hand - von der göttlichen Botschaft einmal abgesehen.
Keine Frage: Dem Inhalt des Qur'an als Teil von Allahs Rechtleitung und Unterstützung gebührt die höchstmögliche Anerkennung, Dankbarkeit und Respektbezeugung. Aber auch das Wirken aller Menschen, die an der Verbreitung des Qur'an beteiligt waren und sind, trägt zum Wert des Qur'an bei. Denn der Qur'an ist ja die Botschaft Gottes an die Menschen und als Gottes Stellvertreter auf Erden tragen sie zu der Pflege von Allahs Botschaft bei.

Gottesbotschaft und Menschenwerk


Das physische Buch "Qur'an" symbolisiert und transportiert also nicht nur Allahs Botschaft, sondern auch die Arbeit so vieler Menschen, die uns die spirituelle Beschäftigung mit dem Qur'an erst ermöglichen. Das Werk der Menschen addiert sich also zum Wert des Qur'an hinzu. Jeder Handgriff, jede Versübersetzung, jeder Kommentar und jede INterpretation gebührt unsere Wertschätzung.
Die Bewusstmachung dieser (kleinen) "Werterhöhung" finde ich inspirierend, denn sie zeigt uns auf, dass es durch den gedruckten und verbreiteten Qur'an eine haptisch spürbare Verbindung zwischen Allah und den Menschen gibt. Der Qur'an ist damit eine Manifestation unserer Verbundenheit mit Gott.



[Bildnachweis: https://pixabay.com/de/heiliger-koran-ramadan-heilig-monat-1528446/ ]